011
To-Do
Die unter dem Titel 'To-do' zusammengefassten Arbeiten auf Leinwand zeigen männliche Figuren bei der Ausführung verschiedener Handlungen im häuslichen Umfeld. Seit 2017 sammle ich dafür meine persönlichen To-do-Listen und halte die notierten Aufgaben und Pflichten in Zeichnungen fest. Die aktuellen Malereien der fortlaufenden Serie greifen auf dieses Material zurück. Dabei stehen die großformatigen Leinwände im Kontrast zur Einfachheit der ursprünglichen Textvorgaben. Dieser Unterschied wird durch den Maßstab der Motive und die Intensität der Farben verstärkt.
010
Moody Layouts
Die Interieurs in 'Moody Layouts' sind mit Figuren, Objekten und Mustern gefüllt. Wenn sie nicht in warmes Lampenlicht getaucht sind, erstrahlen die Szenen im Schein diverser Screens. Gemusterte Schlafanzüge lassen die Körper der männlichen Protagonisten miteinander und mit den umgebenden Sofapolstern verschmelzen. Die Aquarelle sind klein und dicht gemalt, sodass sie eine genaue Betrachtung aus nächster Nähe erfordern. Durch vorsichtiges Reißen habe ich die weichen Fasern des Papiers am Rand freigelegt, um die Haptik des Materials zu betonen.
009
Message Board
Die Arbeit 'Message Board' wurde für ein Schaufenster des Lost Weekend Cafés in München konzipiert. Dafür wurde ich von den Aushängen und schwarzen Brettern der nahe gelegenen Universitätsgebäude inspiriert. Die Installation besteht aus einem großformatigen Tapetendruck, auf dem 16 Arbeiten auf Papier angebracht sind. Durch die Verwendung von 3D-Renderprogrammen wurde der Druck so gestaltet, dass er die Lichtsituation im Schaufenster und die präsentierten Papierarbeiten imitiert und illusionistisch erweitert. Dieser visuelle Effekt zielt darauf ab, die Unterscheidung zwischen dem Druck und den greifbaren Objekten zu verwischen. Reale und gedruckte Schatten überlappen sich, Motive tauchen wiederholt auf.
Book
Browser
Das Büchlein im Taschenbuchformat vereint Zeichnungen und Texte, die in den Monaten vor der Ausstellung 'Blue Light' bei Boutwell Schabrowsky in München entstanden sind. 'Browser' greift auf ungenutzte Skizzen für zukünftige Gemälde, gefundene Zitate und Notizen aus mehreren Skizzenbüchern zurück, um über die Unzulänglichkeiten der Sprache und die vielseitigen Aufgaben von Bildern nachzudenken. Wiederkehrende Figuren sind eine verschwundene Katze, ein offenes Buch und Fragezeichen. Der Einband des Büchleins ist geprägt, die Seiten sind im Risographie-Druckverfahren von Herr & Frau Rio in München gedruckt. Es misst 9,5 × 14,5 cm. Die Künstlerin Giulia Zabarella half bei der Zusammenstellung der Texte, während das Gestaltungskonzept in Zusammenarbeit mit Manuel Lorenz entwickelt wurde. Die Produktion von 'Browser' wurde von der Stiftung Kunstfonds unterstützt.
008
Night Views
In 'Night Views' sind malerische Reproduktionen nach Hintergrundbildern des Apple-Betriebssystems macOS zu sehen. Die nächtlichen Szenen, in die ich diese ikonischen Landschaften eingebettet habe, erscheinen durch ihren starken Anschnitt besonders vergrößert. Das, was sich vor dem Bildschirm abspielt – anonyme Hinterköpfe und Profile von Gesichtern, angewinkelte Ellbogen in karierten Hemden und deutende Hände – wirkt durch die Verwendung matter Farben flach wie ein Scherenschnitt. Im Kontrast dazu verstärkt die Ausführung in wässriger Farbe und überlagernden Schichten die Tiefenwirkung der dargestellten Landschaften.
007
A—Z
Jedes Bild der Serie 'A—Z' zeigt ein Buch, das von einer Hand oder einem Paar Händen aus einem Regal genommen oder wieder hineingestellt wird. Die Umschläge der Bücher sind unbedruckt und überwiegend monochrom. Sie zeigen weder Text noch Bilder. Die Position und Gestik der Hand unterscheidet sich von Bild zu Bild. Die Seitenverhältnisse und Dimensionen der Leinwände beziehen sich auf die jeweils abgebildeten Bücher, wodurch sich die Bilder der Serie nicht nur im dargestellten Motiv, sondern auch in ihrem Format ein Stück weit voneinander unterscheiden.
Book
Image Runner
Die Publikation 'Image Runner' erschien begleitend zur gleichnamigen Präsentation in der Galerie der Künstler:innen 2020 im Hammann von Mier Verlag und besteht aus zwei Teilen. Der Bildteil (offene Fadenbindung, 152 Seiten) umfasst 92 Blätter, die einer größeren Menge von Arbeiten entnommen und zwischen 2017 und 2020 entstanden sind. Die dazugehörige Broschüre (geheftet, 16 Seiten) enthält den Text 'Man in office making copies using photocopier' von Kuratorin Juliane Bischoff und eine Liste mit Angaben zu der Herstellung der einzelnen Blätter. Beide Teile sind im 4/4c Offset-Druckverfahren gedruckt und messen jeweils 24 × 32 cm. Der Textteil wurde von Künstler und Grafiker Jan Erbelding gestaltet. Die Herstellung der Publikation wurde von der LfA Förderbank und dem Freistaat Bayern gefördert.
006
Grid Comforts
Die Bilder in 'Grid Comforts' zeigen jeweils eine Vogelperspektive auf eine Figur und einen aufgeklappten Laptop, die ich auf dem Raster einer gemusterten Bettdecke platziere. Die Bildschirme habe ich bewusst leer gelassen oder mit einer Luftaufnahme der kalifornischen Insel Catalina versehen, ein vorinstalliertes Hintergrundbild des Apple-Betriebssystems macOs. Während der Protagonist immer derselbe bleibt, ändern sich sowohl die Lichtstimmung als auch das Muster der Bettdecke von Bild zu Bild. Es entstehen vielfältige Versionen desselben Motivs.
005
Kopierer
004
Key Operators
Die Serie 'Key Operators' legt den Fokus auf die Auseinandersetzung mit immaterieller Arbeit und dem materiellen Umgang mit Papier, das als Träger von Informationen, Ideen und Darstellungsweisen dient. Die Grundlage für die Aquarelle und Drucke bilden Stock Images, generisches Material aus Bilddatenbanken, das für illustrative Zwecke in Werbung und Presse hergestellt und eingesetzt wird. Es handelt sich um Darstellungen von Menschen, vorrangig Männern, in Büro-Situationen. Sie hantieren mit Papier, Computern und Druckern und suggerieren dadurch zwar kognitive, aber repetitive Arbeit. Die Geräte sind als aquarellierte Abbildungen der konkreten technischen Maschinen sowie als das Ergebnis ihrer Verwendung Teil des Bildes. Der Bildraum wird zusätzlich durch maßstabsgetreue Abbildungen von Händen und deren Silhouetten erweitert, welche eine im Hintergrund stattfindende Arbeit am Bild implizieren. Ein Teil der Arbeiten besteht aus aquarellierten sowie mit einem Tintenstrahldrucker behandelten Partien.
Book
How To
Die Publikation 'How To' kombiniert Grafiken aus gefundenen Bauanleitungen mit meinen eigenen Zeichnungen. Sie konzentriert sich auf die nüchterne Schönheit funktionaler Zeichnungen und ihre Fähigkeit, eine direkte Verbindung mit dem Betrachter herzustellen. Die Informationsgehalt wird durch Wiederholungen, Verzerrungen und übertriebene Nebeneinanderstellungen zunehmend in Frage gestellt. Die Zeichnungen in der Publikation haben eine instruktive Qualität, bleiben aber eine Aufforderung zum Handeln ohne klaren Bezug. Das lasergedruckte Booklet wird in einer schlichten, an der Wand befestigten Broschürenbox präsentiert und ist für die Ausstellungsbesucher kostenlos zum Mitnehmen. Es misst 15 × 21 cm.
003
Alternativen
Die Serie 'Alternativen' stellt eine Person mit Rechen in vierfacher Ausführung dar. Alle vier Motive beziehen sich auf vier ähnliche für diesen Zweck zuvor erstellte Fotografien. Auf Grund der malerischen Umsetzung der Motive ergeben sich zusätzlich leicht unterschiedliche Bilder.
002
Hintergründe
Die Arbeit 'Hintergründe' besteht aus 27 manuellen Reproduktionen auf Grundlage einer gefundenen Werbefotografie. Dabei wird das eigentlich beworbene Objekt zugunsten des Hintergrundes ausgelassen. An 27 Tagen entstanden im Atelier durch den wiederholten Versuch der Herstellung einer Ähnlichkeitsbeziehung zwischen fotografischer Vorlage und gemaltem Bild, 27 Varianten des gleichen Motivs. Die Ungenauigkeit des malerischen Prozesses ergibt eine Vielzahl an Bildern, die sich zwar ähneln, aber nie genau gleichen.
001
Set #1
Sechzehn Arbeiten auf Papier, die als Set präsentiert werden. Neben Landschaften, Pflanzenstillleben und Figuren zeigen die Bilder auch Motive, die nur noch entfernt an einen bestimmten Gegenstand erinnern. In einigen Fällen sind die Aquarelle und Tuschezeichnungen mit einem Tintenstrahldrucker überdruckt, so dass Original und Reproduktion nicht mehr zu trennen sind.
011
Why Look At Humans?
Studio, München, 21.06.2024 – 23.06.2024
In seinem Essay 'Why Look At Animals?' (1980) untersucht der Autor John Berger, wie die uralte Beziehung zwischen Mensch und Natur im modernen Konsumzeitalter zerbrochen ist. Tiere, die früher im Mittelpunkt unserer Existenz standen, werden heute an den Rand gedrängt und auf ein Spektakel reduziert. An einer Stelle schreibt Berger: „…Tiere sind immer die Beobachteten. Die Tatsache, dass sie uns beobachten können, hat jede Bedeutung verloren.“ In einem ersten Versuch, dieser Tatsache Rechnung zu tragen, geht das Ausstellungsprojekt 'Why Look At Humans?' Momenten nach, in denen das Verhältnis zwischen den Arten überdacht werden kann und Blickhierarchien umgekehrt werden: Warum überhaupt Menschen anschauen?
Die Ausstellung versammelt Arbeiten von Gisela Carbajal Rodríguez, Jonah Gebka, Claudia Holzinger, Felix Klee and Raphael Unger.
010
Hosti·pets
Tiffany Street, Providence, 23.03.2024 – 20.04.2024
Hosti·pets ist eine Ausstellung, die auf eine unmögliche Ethik abzielt und den aporetischen Moment abbildet, in dem der Traum von universeller Gastfreundschaft an seiner eigenen Schwelle scheitert. Die Ausstellung wurde von Dichter und Autor Ulrich Baer kuratiert und kombiniert seinen Text 'Video Nasty' mit einer Videoarbeit des Kollektivs Alterotics, einem Lied des Musikers Big Step, Skulpturen von Eseosa Ekiawowo Edebiri und fünf Aquarellen meiner Serie 'Moody Layouts'.
009
Moody Layouts
Strobe, New York, 20.10.2023 – 22.10.2023
Die dreizehn in 'Moody Layouts' gezeigten Aquarelle zeigen verschiedene Figuren und Objekte in einem Raster aus Karomustern. Die Gemälde wurden in regelmäßigen Abständen im gesamten Ausstellungsraum gehängt und von einem kurzen Vers in der Pressemitteilung begleitet (als PDF herunterladen).
008
Blue Light
Boutwell Schabrowsky, München, 20.10.2022 – 26.11.2022
'Blue Light' bestand aus sechs im Galerieraum installierten Gemälden sowie dem Text 'California Dreamin'...' der Kunsthistorikerin Jana Kreutzer, der sich mit den Landschaftsmotiven der Gemälde auseinandersetzt. Das begleitende Künstlerbuch 'Browser' vereint limerickartige Reime und Textfragmente mit Zeichnungen aus Skizzenbüchern, die in der Zeit vor der Ausstellung entstanden sind. Eine neue Videoarbeit, die in Zusammenarbeit mit dem Filmemacher Max Draper entstanden ist, nutzt das Genre der so genannten Desktop-Documentary als Ausgangspunkt, um Themen wie Kommunikation, Übersetzung und damit einhergehende Missverständnisse zu untersuchen. Das Video wurde zum Abschluss der Ausstellung online präsentiert.
Text
California Dreamin'…, von Jana Kreutzer
Jonah Gebka integriert in die Malereien seiner Ausstellung Blue Light malerische Reproduktionen ikonischer Landschaftsdarstellungen der Gegenwart: Die vorinstallierten Wallpaper des Apple-Betriebssystems macOS. Seit 2013 benennt das US-amerikanische Unternehmen neue Upgrades ihres Betriebssystems nach kalifornischen Orten und gibt diesen durch eine Fotografie derselben als Wallpaper ein Gesicht. So fanden sieben Fotografien kalifornischer Naturwahrzeichen den Weg auf die Desktops von knapp hundert Millionen macOS-NutzerInnen weltweit.
Gebka nutzt deren Wiedererkennungswert und die dadurch entstandene Vertrautheit: Die Fotografien, ohne AutorInnenschaft, haben sich gleichsam ikonischer Darstellungen vergangener Epochen unvermeidlich in die gegenwärtige Sehgewohnheit vieler in Zeiten des digitalen Arbeitens und Lebens verankert. Das eindrücklichste Beispiel dieser beiläufigen Ikonisierung ist Charles O’Rears Fotografie Bliss. Microsoft nutzte sie ab 2000 als Desktophintergrund für das Windows XP Betriebssystem. Der grüne Hügel unter strahlend blauem kalifornischem Himmel gilt heute als das meistgesehene Foto der Welt.
Durch das malerische Zitieren der Landschaften Apples, verankert Gebka Blue Light fest in der digitalen Bildwelt der Gegenwart, doch durch das Einbetten dieser Landschaften in alltägliche, fast banale Szenen, hebelt er deren Pathos aus. Gebka hält in der Serie spezifische Momente fest: Die scheinbar unüberwindbare Schlaflosigkeit, das endlose Streamen einer Serie kurz bevor die Augen zufallen oder die unerfüllten Aufgaben, die einem tief in der Nacht wieder einfallen. Die nächtlichen Szenen erinnern an eine ganz bestimmte Form der Unruhe, die es vermag, einen müden Geist trotz körperlicher Erschöpfung wachzuhalten.
Blue Light meint das blaue Licht von Bildschirmen und Displays, welches zu eben dieser Schlaflosigkeit und dem damit einhergehenden Unwohlsein beitragen kann. Durch eine Reizerweiterung von Zellen wird dem menschlichen Gehirn suggeriert, es sei Tag. Spezielle Bildschirmbrillen, Cremes mit Blaulichtfilter oder Night Screens versuchen diese Gefahr, die Blue Screen Hazard, abzuwehren. Der Melancholie von Gebkas Bilderserie könnten selbst diese Gegenmaßnahmen nichts anhaben, denn die konstruierten Szenen evozieren ein eindringliches, schwermütiges Gefühl. Durch malerische Ebenen der Schärfe und Unschärfe, entwirft Gebka intime Szenen im Privaten. Sie erinnern in ihrer Konstruiertheit an Film oder Fiktion und sind gleichzeitig in ihrer Unmittelbarkeit und Zufälligkeit ganz nah an der Realität von vielen.
Gebka malt herangezoomte Ausschnitte auf großformatige Leinwände. Die nächtlichen Szenen sind wie durch eine Lupe vergrößert und wirken gegenläufig zur theatralen Weite der Apple-Landschaften. Wir wissen nicht, was im Raum, den Gebka abbildet, sonst noch passiert, denn der Bildschirmrand begrenzt auch die erzählte Geschichte. Das, was vor dem Bildschirm stattfindet – anonyme Hinterköpfe und Profile von Gesichtern, angewinkelte Ellbögen in karierten Hemden und deutende Hände – wirkt flach, fast wie silhouettenhafte Scherenschnitte. Die Landschaften sind malerisch, erinnern an weiche Aquarelle. Im Gegensatz dazu sind die darauf abgebildeten Icons fast schon realistisch. Diese anklickbaren Symbole sind der crispe Moment, sie sind der Zugang zur Weite der seltsam vertraut erscheinenden Landschaft. Etwa zeitgleich mit der Eröffnung von Blue Light, wird das neue macOS-Upgrade Ventura gelauncht werden, voraussichtlich mit einer abstrakten Grafik als Hintergrund der Default-Einstellung. Nur der Name des Upgrades bleibt eine Reminiszenz an die kalifornische Landschaft.
…on such a winter’s day.
Jana Kreutzer, 2022
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007
Looking Glass
Museum der Universität Tübingen / Alte Kulturen, Tübingen, 06.05.2022 – 16.05.2022
Für 'Looking Glass' wurden Zeichnungen als teilweise transparente Foliendrucke an die Vitrinen des Museums Alte Kulturen angebracht. Dabei griffen die Zeichnungen und ihre Positionierung sowohl räumliche als auch inhaltliche Aspekte der Sammlung auf: In Betrachtung vertiefte Figuren stehen fragmentarischen Darstellungen ausgewählter Objekte gegenüber. Verbindendes Element bilden die Blicke der figürlichen Darstellungen. Im Rahmen der Ausstellung erschien ein limitiertes Begleitheft, welches neben den Zeichnungen einen Text des Kunsthistorikers David Kühner enthält und zur Mitnahme im Ausstellungsraum auslag.
006
re:working archives
PLATFORM, München, 02.02.2022 – 18.02.2022
Die Gruppenausstellung 're:working archives' brachte Arbeiten der Künstler:innen Dominik Bais, Cana Bilir-Meier, Philipp Gufler, Hyesun Jung und mir zusammen, welche gängige Vorstellungen vom Archiv verändern, revidieren oder neu definieren. Die Kunstwerke wurden zusammen mit repräsentativen Leihgaben aus den unabhängigen (nichtstaatlichen) Archiven AAP Archive Artist Publications und Forum Queeres Archiv München e.V. gezeigt. Die Kuratorin Julia Wittmann präsentierte damit Geschichte und ihre Archivierung als ein unabgeschlossenes Konstrukt. Ausstellungsansichten von Manuel Nieberle.
005
Take Your Time
Boutwell Schabrowsky, München, 06.05.2021 – 12.06.2021
Die Einzelausstellung 'Take your time' zeigte 40 Arbeiten aus der Serie 'A—Z', aufgereiht in regelmäßigen Abständen an den Wänden der Galerie. Zwei Texte und ein Film begleiteten die Ausstellung. Die Essays 'Der Raum der Übersetzung' von Peter Westwood und 'Wiederholtes Greifen nach Antworten, die nicht ganz zu greifen sind' von Johanna Strobel beschäftigen sich mit medialen Übersetzungsprozessen sowie dem Verhältnis von Reproduktion zu Original. Im Film 'How To', entstanden in Zusammenarbeit mit dem Filmemacher Max Draper, wurden die der Ausstellung vorangegangenen Arbeitsprozesse reinszeniert; ergänzt durch eine Stimme aus dem Off, welche eine detaillierte Anleitung zur Herstellung der in der Ausstellung gezeigten Bilder gibt.
Text
Wiederholtes Greifen nach Antworten, die nicht ganz zu greifen sind, Johanna Strobel
Bildlich gesprochen stelle ich mir Jonahs Gemälde auf der High-Noon-Position einer kreisförmigen Linie der Bildverteilung vor; als würden seine Werke aus einem referenziellen Bestandsarchiv auftauchen, um einen tiefen Atemzug zu nehmen, bevor sie zu Referenzen für nachfolgende Arbeiten werden oder als Dokumentations-JPEGS in Hito Steyerls Schwarmzirkulation des „armen Bildes‟ zurücktauchen, wo es keine Rückverfolgung zu einem primären Original mehr gibt (Steyerl, 2009). Während Jonahs handgefertigte Bilder von Natur aus so authentisch und einzigartig sind wie nur möglich, entstammen ihre Motive einer langen Reihe von gleichzeitigen Reproduktionen ähnlicher Versionen und Wiederholungen, die eine Rückverfolgung dessen, was auf was verweist, nicht zulassen.
Die Ästhetik der Stockfotografie, die seine Motive aufnehmen (sei es, weil sie tatsächlich Stock-Bilder sind, oder weil sie Stock-Bilder imitieren), erzeugt ein Gefühl scheinbarer Neutralität durch Allgegenwärtigkeit und Konformität, obwohl solche Bilder in Wirklichkeit natürlich die Monokultur der Unternehmen reproduzieren. Aber Jonah benutzt diese Bilder nicht als Sujet. Er leiht sich ihre Ästhetik und Bildinhalte, die er nutzt und in Muster und wiederkehrende Themen verwandelt. Die wiederkehrenden und sich wiederholenden Motive dienen konzeptionellen Zwecken jenseits des Dargestellten und erzeugen Bedeutung in einem erweiterten Kontext. Sie eröffnen einen mentalen Raum, der den Betrachter dazu einlädt, nicht zu handeln, sondern innezuhalten und sich der Betrachtung des gegebenen, durch eine eingefrorene Handlung gedehnten Augenblicks hinzugeben.
Die in der Galerie präsentierte Werkgruppe zeigt Hände, die Bücher aus Regalen herausziehen oder in diese zurückstellen. Die Gesten der jeweils gemalten Hände sind mehrdeutig. Obwohl sie sich wiederholen, sind die Gesten nicht identisch. Jedes Bild ist einzigartig in Komposition, Größe und Farbe, während das Motiv, ein Buch, das von einer oder zwei Händen aus einem Regal herausgezogen bzw. wieder hineingestellt wird, das gleiche bleibt. Die Umschläge der Bücher in den Regalen sind unbedruckt und überwiegend monochrom. Sie zeigen weder Text noch Bilder. Der Inhalt der Bücher verliert an Bedeutung. Sie werden zu Requisiten für die Hände, es bleibt nur die Geste, die Bücher aus dem Regal zu nehmen bzw. wieder hineinzustellen. Doch ohne den Inhalt der Bücher verliert auch diese Geste ihren Sinn. Bücher ohne Titel und Einband können nicht erschlossen und geordnet werden. Leere Bücher enthalten kein Wissen und keine Information. Es hat keinen Sinn, ein leeres Buch aus dem Regal zu ziehen; es kann nichts nachgeschlagen werden. Vielleicht sind die Hände im Moment der Erkenntnis, dass es keine Informationen zu holen gibt, erstarrt, und so wird das Buch in der Sekunde nach dieser Erkenntnis wieder zu den leeren anderen im Regal zurückgeschoben.
Das gemeinsame Motiv der Bilder wiederholt sich immer wieder und doch sind die Bilder keine Reproduktionen oder Kopien der anderen. Alle Arbeiten sind nach komponierten Referenzfotos gemalt, sind also in diesem Sinne Reproduktionen vorangegangener Bilder und können somit gleichzeitig als Kopien und einzigartige Originale gesehen werden. In ihrer Vielfalt sind sie nicht redundant, sondern sie wirken wie wiederaufgenommene Versionen voneinander, ohne Hierarchie und referenzielle Ordnung. Die Bilder folgen in ihrer seriellen Abfolge aufeinander und vermeiden so die Inferenz einer relationalen Komposition. Diese Untergrabung der referentiellen Ordnung durch die Wiederholung unterläuft die Repräsentation, während die Spezifik des wiederholten Motivs, der individuellen Gesten, eine Spannung zwischen diesen Arbeiten als nicht-identischen und dennoch kopierten Originalen erzeugt.
Heute, da die meisten Bücher wahrscheinlich mit Hilfe von Computern geschrieben und gestaltet werden, ist das Manuskript eines Buches nur noch eine digitale Datei, was die Frage nach dem einzigartigen Original eines Buches vorerst unbeantwortet lässt (wahrscheinlich zumindest solange, bis diese Datei als NFT geprägt und von Amazon verkauft wird). Bücher als solche, wenn sie Teil derselben Ausgabe sind, können als mehrere identische kopierte Originale beschrieben werden, während Jonahs Gemälde im obigen Sinne als einzigartige nicht-identische Originalkopien angesehen werden könnten.
Johanna Strobel, 2021
Literaturverzeichnis:
Steyerl, H. (2009). In Defense of the Poor Image. In: E-flux, Issue #10. https://www.e-flux.com/journal/10/61362/in-defense-of-the-poor-image/, abgerufen am 2021-04-13.
Aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt von Carolyn Kelly.
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Text
Der Raum der Übersetzung, Peter Westwood
Der Akt des Übersetzens kann als Suche nach dem Realen oder als Bemühen um Wahrhaftigkeit betrachtet werden. Angesichts ihres interpretativen Charakters können eine Übersetzung und ihr Originaltext jedoch auch als leicht ungleiche, parallele Bekannte betrachtet werden, die in einem Raum zusammenleben, der durch seine Atmosphäre der Variation und Differenz erkennbar wird. Der mexikanische Dichter Octavio Paz vertritt die Auffassung, dass die Vorrangstellung und die Stabilität eines Textes immer in Frage gestellt werden, da die Übersetzung im Grunde in jeden Sprechakt eingebettet ist. Paz hinterfragt die hierarchischen Beziehungen zwischen Original und Übersetzung und behauptet, dass „... alle Texte original sind, weil jede Übersetzung einzig ist‟ (Barnstone, 199, S. 5).
Die Vorstellung, dass Übersetzung ein sich verschiebender Raum ist, veranlasst mich, über die Art und Weise nachzudenken, wie sich alle Dinge in der Welt durch Zyklen der Übersetzung und Neuinterpretation bewegen. Auf diese Weise manifestiert sich unsere gegenwärtige Zeit, in der Versionen und Umgestaltungen das meiste, was uns begegnet, zu durchdringen scheinen. Unsere Zeit könnte als eine betrachtet werden, die sich durch wechselnde Standpunkte und Interpretationen formt, angetrieben durch Teilwahrheiten und Fiktionen, die durch soziale Medien, konventionelle Medien und parteiische Politik verbreitet werden (Rauch, 2020). Wenn ich dies während einer Pandemie schreibe und darüber nachdenke, wie wir das, was wir sehen und hören, entschlüsseln können, kommt der Ausdruck „unsichere, nicht schlüssige, sich verändernde Realitäten‟ in den Sinn, der die Erfahrung unserer Zeit treffend charakterisiert.
Jonah Gebkas Ausstellung „Take Your Time‟ führt uns die Ungewissheit der Suche nach einem entscheidenden oder abschließenden Moment vor Augen. Seine Bilder scheinen die Idee des Suchens und Auffindens in einem geregelten, aber sich ständig verändernden Raum zu vermitteln. In der Tat erscheinen die Bilder in jedem seiner Werke als Übergangsmomente, als Momente, in denen eine Person entschlossen oder unentschlossen die Hand ausstreckt, um einen Text aus einer Bibliothek zu entnehmen oder zurückzugeben. Bibliotheken sind geregelte Räume, doch die körperlosen Handlungen der Hände, die Gebka abbildet, scheinen nicht festgelegt zu sein, als würde er sich an der Grenze zwischen Ordnung und Unordnung befinden oder die Zufälligkeit heraufbeschwören, die wir im Vergehen der Zeit erleben.
Gebka stellt Hände dar, die Bücher halten, die keine der Zeichen oder Beschriftungen aufweisen, die uns normalerweise helfen würden, ihren Inhalt zu bestimmen. Tatsächlich handelt es sich nicht nur um Darstellungen von Büchern, sondern das Fehlen jeglicher Identifikationsmerkmale auf jedem Text – abgesehen von der individuellen Farbe der Buchumschläge – ermutigt uns, die Bücher als geometrische Formen innerhalb eines Gemäldes zu betrachten. Auf Umwegen erinnert dies an Gerhard Richters häufige Ablehnung der Unterschiede zwischen Abstraktion und Repräsentation in der Malerei (Elger & Obrist, 1973, S. 72) und die damit verbundene Infragestellung der Stabilität der gegenständlichen Malerei. In ihrer Aneinanderreihung von Momenten sind Gebkas Bilder zweideutig und verweisen auf die unverfälschte visuelle Empfindung von Farbe und Form als ihren letztendlichen Inhalt. Die Bildsprache von Gebkas Gemälden reflektiert den spekulativen Charakter des Suchens, gepaart mit dem physischen Akt des Betrachtens – natürlich ein Kernstück der Malerei.
Ein Teil von Gebkas Arbeitsmethode besteht darin, dass er bestimmte Handlungen fotografisch festhält, die dann durch eine gewissenhafte Übersetzung der Fotografie in ein Gemälde gefiltert werden. Dies ist der Raum, den der französische Philosoph Michel Foucault als produktiven Raum zwischen den Medien definiert hat (Soussloff, 2017), in dem ein Gemälde und eine Fotografie, wenn sie in irgendeiner Weise miteinander vermischt werden, in einen Zustand des Dazwischen-Seins eintreten: „... weder ein Gemälde, das auf einer Fotografie basiert, noch eine Fotografie, die so bearbeitet wurde, dass sie wie ein Gemälde aussieht, sondern ein Bild, das auf seinem Weg von der Fotografie zum Gemälde gefangen ist...‟ (Hawker, 2009, S. 272). Es handelt sich also um eine Übersetzung von einer Quelle in eine andere, bei der die Solidität der parallelen Bekanntschaft von Fotografie und Gemälde in Frage gestellt werden kann. Gebka versteht seine Bilder als Übersetzung eines Bildes in ein gewebtes Muster, bei dem er über die Auswirkungen dieser Übersetzung auf das ursprüngliche Bild nachdenken kann – für Gebka wird das Erkennen und der Tastsinn in der Malerei zu einem Teil des Sehens (Weiland, 2020). Gebkas Gemälde stellen die Stabilität der Repräsentation in Frage, da sie Berührung, Intimität und Abstraktion evozieren, weil wir daran zweifeln, dass ein Buch einfach ein Text ist und nicht eine Form oder eine Andeutung von Momenten. Es ist fraglos so, dass wir um die Bilder in diesem Werk herum Erzählungen bilden und dabei wandelbare Assoziationen entwickeln. Obwohl seine Darstellungen des Auswählens und Zurückbringens von Büchern etwas von der Ungewissheit und der sich wiederholenden Natur des Lebens widerzuspiegeln scheinen, hat es etwas Erholsames, diese Assoziationen schließlich zu umgehen, um einfach im rein visuellen und abstrakten Zustand dieser Gemälde zu verweilen.
Während wir uns der Wahrhaftigkeit dieses visuellen, abstrakten Zustands bewusst sind, behalten wir in uns ein doppeltes Bewusstsein, einerseits von der Abstraktion und andererseits von den verschiedenen Assoziationen, die wir im Zusammenhang mit der Bildsprache haben. Jeder Gegenstand, der der Bibliothek entnommen, vermutlich von irgendjemandem in die Welt gebracht und dann wieder zurückgegeben wird, macht uns das Alltägliche bewusst. Über die Banalität dieser Handlung hinaus werden wir daran erinnert, dass unser Leben aus zeitlichen Wiederholungen, aus sich wiederholenden Momenten des Seins besteht und von ihnen bestimmt wird. Dies ist die gewöhnliche Zeit, in die wir immer wieder zurückkehren und in der wir die Momente unseres Lebens wiederholen, die sich weiter formen und anhäufen. Gebkas Werke evozieren die schichtweise Anhäufung von Dingen, von Zeit, Ereignissen, Informationen und Geschichten, von Erinnern und Vergessen – die Wahrhaftigkeit des Lebens, die letztlich vielleicht nur von der Reinheit eines Augenblicks erfasst wird, in dem wir hinschauen und von der Empfindung und Erfahrung des rein Visuellen gebannt werden.
Peter Westwood, 2021
Literaturverzeichnis:
Barnstone, W. (1993). The poetics of translation: history, theory, practice. London: Yale University Press.
Elger, D., & Obrist, H. (Hrsg) (2007). Richter, interview with Irmeline Lebeer, 1973. Gerhard Richter – writings 1961 – 2007. London: Thames and Hudson.
Hawker, R. (2009). Idiom post-medium: Richter painting photography. In: Oxford Art Journal (Vol. 32, No. 2). Oxford: Oxford University Press.
Rauch, J. (2020). What Trump has done to America: Three ways the outgoing president’s postelection fight changed the political landscape. In: Ideas, The Atlantic Magazine. Boston, Massachusetts.
Soussloff, C. (2017). Foucault on painting. Minneapolis: University of Minnesota Press.
Weiland, M. (2020). Künstler, Künstlerin. Important artist conversation: Max Weiland talks with Jonah Gebka. In: Youtube. https://www.youtube.com/watch?v=eWZVCxFaxFY, abgerufen am 2021-10-02.
Aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt von Carolyn Kelly.
004
Image Runner
Galerie der Künstler:innen, München, 08.09.2020 – 04.10.2020
Die Präsentation 'Image Runner' fand im Rahmen der Reihe Debutant:innen des Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler München und Oberbayern e. V. statt. In den Räumen der Galerie waren neben meinen Arbeiten Einzelpräsentationen von Helena Pho Duc und dem Künstler:innenduo Hennicker-Schmidt zu sehen. Diese wurden durch eigene Publikationen der Künstler:innen ergänzt. Meine Präsentation 'Image Runner' wurde von der gleichnamigen Publikation begleitet, erschienen im Hammann von Mier Verlag. In den Galerieräumen zeigte ich fünf großformatige Arbeiten auf Leinwand und neun Papierarbeiten aus der Serie 'Key Operators'. Ausstellungsansichten von Asja Schubert.
Text
Man in office making copies using photocopier, Juliane Bischoff
Jonah Gebkas Publikation „Image Runner‟ basiert auf einer Reihe von Zeichnungen und Kopien, die er in den letzten drei Jahren produziert und weiterverarbeitet hat. Sie zeigen scheinbar typische Handlungen und Gesten von Büroarbeit, generische Bilder von „White Collar Work‟, die keinem spezifischen Kontext und keiner exakten Zeit zugeordnet, unbestreitbar aber mit der Gegenwart verbunden sind. In diesem Moment im Juni 2020 erscheinen sie gar als Resonanz auf die aktuelle Situation der Covid-19-Pandemie, ein kollektiver Zustand von Isolation und der Gebundenheit an ein begrenztes Wohn- und Arbeitsumfeld. Im folgenden Text möchte ich mich in Relation zu Jonahs Publikation Aspekten des Herstellens, Vervielfältigens und Verarbeitens von Bildern, der Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit von Arbeit innerhalb von Machtstrukturen und der Verkörperung sozialer Normen und Normierungen zuwenden.
Herstellen, Vervielfältigen, Verarbeiten
„Image Runner“ entsteht im Kontext seiner Ausstellung in der Galerie der Künstler in München im Herbst 2020 und gibt ihm Anlass sich mit existierenden Bildsammlungen aus Zeichnungen, Skizzen, Kopien, gefundenen Fotos, Drucken auseinanderzusetzen. Wir verabreden uns zu Atelierbesuchen, um über seine Arbeiten zu sprechen und Jonah teilt seinen Sichtungsprozess mit mir. Er gruppiert Motive und Muster, die immer wieder in seinen Zeichnungen und Malereien auftreten: karierte Stoffe, häusliche Tätigkeiten, Büroarbeiten, vereinzelte Figuren, Aufbauanleitungen in Zeichnungen, Bildausschnitte von Hinterhöfen oder Abbildungen von Händen. Teilweise sind die Arbeiten detailliert ausgefertigt, teilweise Studien von Oberflächen, teilweise abstrakte Linienzeichnungen oder stark verfremdet und collagiert. Ausgangspunkt bilden fast immer gefundene Fotos, die Jonah in Zeitungen und Magazinen, online oder auch zufällig im öffentlichen Raum findet. Es sind oftmals Abbildungen von inszenierter Realität, die seine motivische Wahl anleiten. Die gefundenen Bilder verarbeitet er dann aber weiter, eignet sie sich an und nähert sich so deren symbolischen Gehalt. Was bedeutet das Bild für den Kontext, in dem es steht? Was sagt es über die Vorstellungen von Welt, die ihm zugrunde liegen, aus?
Die Auswahl der Motive in der Publikation legt den Fokus auf die Auseinandersetzung mit immaterieller Arbeit und dem materiellen Umgang mit Papier, das als Träger von Informationen, Ideen und Darstellungsweisen dient. Es handelt sich um Darstellungen von Menschen, vorrangig Männern, in Büro- oder Home-Office-Situationen. Sie hantieren mit Papier, Kopiergeräten und Computern und suggerieren dadurch kognitive Arbeit. Die Grundlage von Jonahs Zeichnungen bilden „Stock Images“, generisches Material aus Bilddatenbanken, das für illustrative Zwecke in Werbung und Presse hergestellt und eingesetzt wird.
Jonah verarbeitet die gefundenen Bilder nicht allein zeichnerisch oder malerisch, er kopiert, scannt, und über-druckt sie. Dabei überlagern sich Motive und das gemalte Bild verschwimmt mit dem digital reproduzierten. Das Nachmalen und Übermalen ist ebenso Teil seines Prozesses hin zum fertigen Bild wie das Fragmentieren und neu Zusammenfügen. Durch Cut-Ups bringt er Details der Bilder heraus, weist auf gewisse Aspekte hin, die zunächst nebensächlich erscheinen, und setzt sie in den Kontext zu anderen ähnlichen Fragmenten. Er nutzt das Collagieren als Möglichkeit, seine eigenen zeichnerischen und malerischen Arbeiten in Verbindung mit gefundenem Material aus einer allgemeinen Bildwelt zu setzen, als „a way to create meaning and order in relation to the world outside” (Freireiss, 2019, S. 20).
In den Reproduktionen in der Publikation schließt Jonah auch die Rückseiten der Bilder ein. Es sind Durchschläge von Linien zu sehen, semitransparente Überlagerungen, auslaufende Fotokopien, die gleichzeitig Vor- und Rückseite zeigen. Jonah platziert die Blätter vor einem schwarzen Hintergrund. Durch den Kontrast tritt der Bildrand hervor. Er betont die Grenze eines Ausschnitts, oder schneidet das Motiv, das den bildlichen Raum überschreitet. Jonah zeigt uns aber auch die Rückseite der Bildproduktion: der Scanner bzw. Fotokopierer, der die Reproduktion erzeugt, wird als schwarzer Hinterraum sichtbar. Es taucht die Hand auf, die das Original auf die Glasscheibe des Kopierers legt und den Akt des Herstellens ins Bild rückt. Das Kopieren, Drucken, Übermalen und nochmalige Bedrucken ist Teil von Jonahs malerischer Praxis. Im letzten Teil der Publikation verwendet er ein Aquarell, dass er dutzende Male maschinell kopiert und dabei immer wieder die Kopie als Vorlage für die nächste nimmt. Das ursprüngliche Motiv tritt dabei immer mehr in den Hintergrund, während die Farbe dichter wird. Mit zunehmenden Reproduktionen produziert die Maschine immer mehr Rasterpunkte, die ihren technischen Charakter offenlegen. Indem Jonah technisch reproduzierte Bilder und eigene Zeichnungen und Malereien überlagert, stellt er subtil infrage, inwiefern das künstlerische Bild noch immer Ansprüchen an Originalität und Genialität standhalten muss und wie ein schöpferischer Akt definiert wird. Dabei verweist er auch, gleichsam beiläufig, auf kunsthistorische Referenzen der modernen und postmodernen Kunst, die Reproduktionstechniken als emanzipatorischen Akt einsetzte.
Der Einsatz des Fotokopierers schlägt sich auch im Titel der Publikation nieder: „Image Runner“ ist der Name eines von Jonah verwendeten Geräts der Marke Canon. Der Kopierer, wie auch die Fotografie und der Film, erlaubt die massenhafte Reproduktion von Bildern und ermöglicht, wie Walter Benjamin eindrücklich beschrieb, durch eine veränderte Abbildung der Wirklichkeit eine veränderte kollektive Wahrnehmung. Die Vervielfältigung trage dazu bei, dass sich die Rezeption von Kunstwerken verändere und der Kunst in der Folge eine veränderte soziale Funktion zukomme. Darin sah Benjamin sowohl die Chance, Kunst zugänglicher für eine breite gesellschaftliche Gruppe zu machen, sah aber auch die Gefahr der Instrumentalisierung durch Politik und Kapitalismus (vgl. Benjamin, 1963).
Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit von Arbeit
Der Kopierer ist aber wie kaum ein anderes Gerät Insigne eines postindustriellen Zeitalters, in dem körperliche Arbeit immer mehr durch kognitive ersetzt bzw. die Fertigung von Gütern in die südliche Hemisphäre verdrängt und dadurch unsichtbar gemacht wird. Daniel Bell bezeichnet die nachindustrielle Gesellschaft auch als Informationsgesellschaft, in der die kapitalistische Produktion weniger von Rohstoffen als von Informationen und Wissen abhängig ist. Der technische Fortschritt basiere auf der Wertschöpfung durch Wissensproduktion und verändere dadurch sowohl die Strukturen wie auch die Wertigkeiten von Arbeit (vgl. Bell, 1975).
In den beigefügten Anmerkungen sind Schlagworte und Titel der Stock Images zu lesen, die ihm als Vorlage für seine Zeichnungen dienten: „Man in home office using computer holding paperwork and smiling“, „Coworkers working at office comparing data“, „Financial analyst with document in his hands reading information on computer screen“, „Midsection of businessman using printer in office“, „Two businessmen having discussion in office. Consulting, laptop“oder „Portrait of busy male office worker makes voice call discuss documents with partner compare result try to predict wastes for next month. Head executive officer holds balance sheet and mobile phone“.
Die Fotos, die Jonah in Online-Datenbanken findet, sind für den Zweck hergestellt worden, als Illustrationen von Berichterstattungen oder zur Bewerbung von Produkten zu dienen. Sie verfolgen damit eine kommunikative Absicht. Um möglichst vielfältig einsetzbar zu sein und möglichst viele Menschen anzusprechen, zielen sie darauf ab, etwas „Typisches“, „Normales“ darzustellen, wie Paul Frosh beschreibt: „advertising images communicate by systematically performing ‘ordinariness’“ (Frosh, 2001). Sie reproduzieren so Vorstellungsgehalte, wie bestimmte Tätigkeiten, aber auch die Funktionsträger(:innen), die diese ausfüllen, auszusehen haben. Sie bestärken ein Gefühl von vermeintlicher Normalität, die allerdings immer nur einen Teil von Gesellschaft abbildet. Sie repräsentieren vielmehr eine gesellschaftliche Norm – eine Norm, die vorrangig weiß, männlich, heterosexuell, im Erwachsenenalter und physisch gesund ist. Jede Eigenschaft, die nicht dieser Norm entspricht, muss mit eigenen Schlagworten versehen und spezifisch gesucht werden. Die öffentliche Bildwelt ist dabei Produkt gesellschaftlicher Zusammenhänge, die sie durch die Sichtbarmachung und Zuordnung von Akteur:innen zugleich aufrechterhält und reproduziert.
Jonah schöpft aus dem Pool an Abbildungen, die in Datenbanken zur Verfügung stehen und spiegelt so auf gewisse Weise auch die dominante Repräsentation von hauptsächlich männlichen Protagonisten, die sich in dem Sujet abzeichnet, wider. Vermeintlich anspruchsvolle, kognitive Tätigkeiten - „comparing data“, „discuss documents“, „compare result try to predict wastes for next month“, „financial analyst reading information“ - werden vorranging als von Männern besetzt dargestellt. Das Foto einer weiblichen Figur in Jonahs Publikation, die als solche in den Anmerkungen benannt ist, trägt die Verschlagwortung: „Irritated Businesswoman Looking At Paper Stuck In Printer“. Sie trägt einem weiteren Aspekt sozialer Verhältnisse in patriarchalen kapitalistischen Systemen Rechnung: Frauen werden stärker mit gefühlsbetonten Reaktionen assoziiert und taucht die Frau hier im Kontext der kognitiven Arbeit auf, so erzeugt sie ein Problem: das Papier steckt im Drucker fest und die Angelegenheit scheint unlösbar, sie kann nur irritiert sein. Bilder der Werbung zeigen (weiße) Männer in sozial hoch bewerteten Tätigkeitsbereichen, wie dem „Business“ allgemein, während Frauen noch immer eher Reproduktions-, Unterstützungs- und Care-Aufgaben zufallen oder sie sexualisiert und objektivierend dargestellt werden, bis hin zu nicht-handelnden nackten Körpern, die Waren bewerben.
In Jonahs Zeichnungen äußert sich ein weiteres Merkmal der spätmodernen Arbeitswelt: die Performanz von Arbeitssubjekten. Andreas Reckwitz beschreibt den Strukturwandel der Gesellschaft seit den 1970/80er Jahren als einen Prozess der „Singularisierung“. Formen der Standardisierung treten immer mehr in den Hintergrund und Eigenschaften wie Einzigartigkeit und Besonderheit erlangen zunehmend an sozialem Wert. In der ästhetischen wie ethischen Strukturierung des eigenen Lebens artikuliert sich das Streben nach einem expressiven, einzigartigen Selbst, das den Logiken von Differenz und Wettbewerb unterliegt. Das betrifft auch den Bereich der Arbeit, wo heute weniger die formalen Qualifikationen zählen, als die Herausstellung eines einzigartigen Profils. Nicht die sachliche Leistung, sondern die Darstellung der eigenen Nicht-Austauschbarkeit wird zum Bewertungsmaß, das Subjekt der Arbeit wird zum „Performanzarbeiter“ (Reckwitz, 2018, S. 209).
In Jonahs Zeichnungen drückt sich einerseits ein konstanter Performance-Druck aus, andererseits wird er als repetitive Geste enthüllt. Die Blätter, von den Protagonisten wie wertvolle Objekte in den Händen gehalten, sind leer. Die Informationen, auf welche die Bildbezeichnungen rekurrieren, sind nicht zu finden. Die Entfremdung und Entmaterialisierung der Arbeitswelt drücken sich in endlos wiederholenden Handlungen aus. Momente, die an Jacques Tatis Film „Playtime“ von 1967 erinnern, auf den mich Jonah einmal aufmerksam machte. Im Film, auf Deutsch „Tatis herrliche Zeiten“, verirrt sich der Protagonist, Monsieur Hulot, in einem nicht enden wollenden Komplex aus ähnlichen Büros und Warteräumen, als Sinnbild für die beginnende postindustrielle Gesellschaft.
Dem gegenüber tauchen in Jonahs Arbeiten immer wieder Abbildungen von Händen auf. Im Falle der Fotokopien sind es meist seine eigenen. Als Maler setzt er sich mit der materiellen Dimension der Bildproduktion auseinander und bringt die Bedingungen der Herstellung ins Bild. Der fotografische Abdruck der Hand zeugt von der vorangegangenen Präsenz des Künstlers, er ist Erinnerung an den Körper, der das Bild erstellt hat. Die Hand als Spur taucht nicht nur in Form der abgelichteten Reproduktion auf, sondern auch als Spur des Hantierens, des Handhabens: mittels Knicken und Falten im Papier oder als Abdrücke auf den Rückseiten der Bilder. Durch die Darstellung von Berührungen und Spuren zeugen die Fotokopien von Spannungsverhältnissen zwischen Präsenz und Repräsentation und implizieren wiederum Fragen danach, wer sichtbar und dadurch letztlich Teil eines kollektiven Gefüges ist. Die Spuren bringen einen zeitlichen, linearen Aspekt ins Bild. Auch die Arbeit des Druckers formt sich als aufeinanderfolgende Linien, durch das Einziehen des Papiers und den Tintenstrahl als repetitive Vorgänge. Die technische Herstellung des gedruckten Bildes wird so zur Metapher für die Produktion von sozial geteilten Bildwelten – als immerwährender Prozess des Produzierens und Betrachtens entsteht eine sinnliche Erfahrung von Gesellschaft.
Verkörperungen sozialer Norm(ierung)en – die gerade Linie
Der Selbstverwirklichungsimperativ der Gegenwart definiert Erfolg nicht nur als ökonomische Sicherheit, sondern als permanente Neuerfindung eines interessanten, authentischen Lebens. Die Fülle an Unterschieden ist entscheidendes Merkmal des globalen Kapitalismus. Aus Perspektive von Jonahs Arbeit, die an der Erkennung von Mustern und Wiederholungen interessiert ist, werden sie zu einem Dokument faszinierender Gleichheit.
Die Nachahmung von sozialen Idealen, auch das der einzigartigen Verwirklichung des Selbst, reproduziert eben auch die Strukturen, aus denen diese hervorgehen. Sie schreiben sich in die visuelle Welt, in Wahrnehmungsmuster, in Verhaltensweisen, aber auch in Körper ein, wie Pierre Bourdieu anhand der Konzepte von Habitus und Hexis darlegte (vgl. Bourdieu, 1984).
Sara Ahmed erweitert diese Idee in phänomenologischer Perspektive, und beschreibt, wie Körper dazu tendieren, Gesten zu wiederholen, die sich als Effekte vorangegangener sozialer Praktiken darstellen. Sie sind weniger individuell und zufällig als Resultat von überlagernden Normen und Prozessen der Normierung (vgl. Ahmed, 2006, S. 553). Durch die konstante Fortsetzung machen sie paradoxerweise die Bedingungen ihrer Entstehung unsichtbar. Sie werden zu automatisierten Handlungen, die Richtungen vorgeben und dadurch bestimmte Folgehandlungen wahrscheinlicher machen als andere. Das Folgen von Mustern erzeugt weniger Reibungsfläche und Machtstrukturen schreiben sich fort. Das Verhältnis von Richtungen sowie Orientierungen von Handlungen und die Reproduktion von Normen und Konventionen stehen im Fokus von Ahmeds Analyse. Sie nutzt die Metapher der Linie – als gedankliche Richtung ebenso wie körperliche Bewegungen –, die sich in heteronormativen Gesellschaften als gerade Linien darstellen: „Lines are both created by being followed and are followed by being created. The lines that direct us, as lines of thought as well as lines of motion, are in this way performative. […] We find our way, we know which direction we face, only as an effect of work, which is hidden from view“ (Ahmed, 2006, S. 555).
Der Aspekt des Nachziehens von Linien und damit die Wiederholung und Erneuerung von Normen, findet sich auch in Jonahs Darstellungen von Arbeit als fortwährende, sich wiederholende Gesten. Gelernte Abläufe, die gesellschaftlich vorgegeben und akzeptiert sind, werden wiederholt, weil sie belohnt werden. Das Verfolgen bestimmter Lebensstile verspricht die Einlösung von Erfolg. Sie werden reproduziert und Machtverhältnisse verfestigen sich. Ahmed setzt diese Idee in Verbindung zum Körper: „The normative dimension can be redescribed in terms of the straight body, a body that appears in line. Things seem straight […] when they are in line, which means when they are aligned with other lines. […] Think of tracing paper. Its lines disappear when they are aligned with the lines of the paper that has been traced: you simply see one set of lines. If all lines are traces of other lines, then this alignment depends on straightening devices, which keep things in line, in part by holding things in place. Lines disappear through such alignments, so when things come out of line with each other the effect is ‘wonky’“(Ahmed, 2006, S. 562).
In Jonahs Bildern stellt sich durch das Überzeichnen und Überdrucken der Effekt des Verschwimmens der Linien ein. Durch leichte Verschiebungen lösen sich die vorgefertigten Formen auf, bis sie ganz in einer Farbfläche aufgehen und nicht mehr zu erkennen sind, wie im Fall der letzten Zeichnung in der Publikation. Demgegenüber schafft er neue Formen durch das Ausschneiden, Ergänzen und Neuzusammensetzen von Fragmenten. Darin artikuliert sich keine laute Kritik an gesellschaftlichen Verhältnissen, doch kleine Gesten, vorgefundene Bilder nicht einfach stehen zu lassen, sie anzutasten, zu verschieben und ein wenig aus der Bahn zu bringen, dabei in verschiedene Richtungen zu sehen und so „making lines that do not reproduce what we follow, but instead create new textures on the ground“ (Ahmed, 2006, S. 570).
Juliane Bischoff, 2020
Literaturverzeichnis:
Ahmed, Sara (2006). Orientations: Toward a Queer Phenomenology. In: A Journal of Lesbian and Gay Studies. Vol. 12, Nr. 4, Durham: Duke University Press, S. 543-574.
Bell, Daniel (1975). Die nachindustrielle Gesellschaft. Frankfurt am Main: Campus.
Benjamin, Walter (1963). Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Bourdieu, Pierre (1984). Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Freireiss, Lukas (2019). Radical Cut-Up. Nothing Is Original. In: Ders. (Hg.): Radical Cut-Up. Nothing Is Original. Amsterdam: Sandberg Instituut/Berlin: Sternberg Press, S. 7-25.
Frosh, Paul (2001). Inside the Image Factory: Stock Photography and Cultural Production. In: Media, Culture & Society. London: Sage Publications, S. 625-646.
Reckwitz, Andreas (2018). Die Gesellschaft der Singularitäten. Zum Strukturwandel der Moderne. Berlin: Suhrkamp.
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003
How To
Galerie der Künstler:innen, München, 25.06.2019 – 30.06.2019
Teil der Gruppenausstellung 'Tacker'. Gezeigt wurden neun Arbeiten der Bildserie 'Alternativen' sowie die Publikation 'How To'. Die Bildserie zeigt konkrete Handlungen, etwa Kopieren, Staubsaugen oder Laub Rechen. Die mehrfache malerische Umsetzung dieser Motive und die sich daraus ergebenden, leicht unterschiedlichen Bilder sind als unterbrochene Sequenz an der Wand installiert. Die geheftete Publikation 'How To' befand sich zum Mitnehmen in einer nüchternen Prospektbox, welche an der Wand angebracht war. Die Publikation kombiniert gefundene Darstellungen aus verschiedenen Montageanleitungen mit eigenen Zeichnungen. Die sachliche Ästhetik der dargestellten Anweisungen wird sukzessive durch deren Wiederholung, Verzerrung und überspitzten Gegenüberstellung in Frage gestellt.
002
Diplom
Akademie der Bildenden Künste, München, 07.02.2018 – 11.02.2018
Gezeigt wurde eine Auswahl kleinformatiger Arbeiten auf Papier, die aus 24 Teilen bestehende Arbeit „Hintergrund‟ und die Publikation „Companion‟. Die Arbeiten befassen sich generell mit Fragen der Bildreproduktion sowie dem Verhältnis von Bildmotiv zu Bildrand. Neben leer gefegten Landschaftsansichten, deren romantisches Versprechen durch analoge und mechanische Vervielfältigung gebrochen wird, sind in einigen Arbeiten beschäftigte Männer zu sehen, welche Tätigkeiten des Ordnung Schaffens nachgehen. In der zum Mitnehmen ausgelegten Publikation „Companion‟ unterhalten sich zwei anonyme Gesprächspartner:innen über die Oberfläche eines bildähnlichen Gegenstandes. Ausstellungsansichten von Sebastian Schels.
001
Boxenstop I
Staatliche Graphische Sammlung, München, 09.06.2017 – 25.06.2017
Mit 'Boxenstop I' realisierte die Staatliche Graphische Sammlung München in Zusammenarbeit mit den Druckgraphischen Werkstätten der Akademie der Bildenden Künste München erstmals ein Ausstellungsprojekt, das ausschließlich für die Vitrinen in der Pinakothek der Moderne konzipiert wurde. Vorausgegangen war ein von der Staatlichen Graphischen Sammlung München ausgeschriebener Wettbewerb, bei dem aus 60 Vorschlägen 12 künstlerische Positionen juriert wurden. Meine Präsentation bestand aus sechzehn schachbrettartig angeordneten Blättern in einer der Vitrinen. Die Bilder zeigen neben Landschaften, Pflanzenstillleben und Figuren auch Motive, die nur entfernt an einen Gegenstand erinnern. In einigen Fällen sind die Aquarelle und Tuschezeichnungen mit einem Tintenstrahldrucker überdruckt, so dass Original und Reproduktion nicht mehr zu trennen sind.